Geschichten aus dem Leben eines Sachtyps

Spuren im Schnee

Letztes Wochenende bin ich mit meinen Eltern und unserem Hund in die Berge gefahren. Uns gehört dort eine kleine Hütte, in welcher wir zu dieser Zeit wohnen. Ich mag die Berge. Sie sind so groß und mächtig. Außerdem ist es dort friedlich und die Luft riecht so gut.

Diesmal hatte es schon den ganzen Tag geschneit und alles war über und über mit Schnee bedeckt.
Nicht weit von unserer Hütte ist ein Wald, und der sah nun fast ein bisschen geheimnisvoll aus – wie ein Zauberwald. Weit und breit war niemand zu sehen. Da es heller Tag war und ich mich hier in der Nähe der Hütte schon gut auskenne, traute ich mich, auf dem Weg in Richtung Wald zu gehen.

Im Schnee sah ich Spuren von Tieren, die hier herumgelaufen sein mussten. Eine Spur von ziemlich großen Pfoten verfolgte ich schon seit einiger Zeit. Diese Spur führte jetzt in den Wald hinein.
Ich fragte mich, von welchem Tier sie wohl sein mochte. Ich dachte, wenn ich ganz leise bin und der Spur folge, könnte ich das vielleicht herausfinden und das Tier sogar beobachten.
Gleichzeitig wurde ich unsicher und überlegte hin und her. Eigentlich hatte ich Angst davor, alleine in den großen Wald zu gehen. Aber so eine Spur hatte ich auch noch nie zuvor gesehen. Ich kenne mich mit Tierspuren im Schnee schon ein bisschen aus. Diese war etwas Besonderes. Und außerdem könnte ich dann meinen Klassenkameraden in der Schule davon erzählen. Die würden staunen …

Der Gedanke daran machte mir Mut. Auf Zehenspitzen schlich ich also der Spur nach. Es war völlig still, und nichts Ungewöhnliches war zu sehen. Plötzlich hörte ich Schüsse und Stimmen. Ich erschrak sehr und blieb wie angewurzelt stehen. Ich schaute mich um und erkannte zwei Jäger ganz in meiner Nähe. Sie hatten einen Bären und ein Wildschwein getroffen und freuten sich jetzt über ihren Erfolg.

Nachdem der erste Schreck sich gelegt hatte, wollte ich mich so schnell wie möglich davon schleichen. Aber irgendwie fand ich den Weg aus dem Wald nicht mehr und irrte kreuz und quer umher. Nach einiger Zeit war ich so erschöpft und müde vom Laufen, dass ich mich unter einen Baum setzte, um mich auszuruhen. Da bin ich dann wohl eingeschlafen.

Es schneite immer noch und so war ich schon ganz mit Schnee bedeckt, als meine Mutter mich fand. Sie hatte sich Sorgen gemacht und ging mit unserem Hund auf die Suche nach mir. Sie war so froh, dass mir nichts Schlimmes passiert war, nahm mich in den Arm und drückte mich ganz fest. Ich war auch erleichtert, dass sie mich gefunden hatte. Alleine im Wald hätte ich die Nacht nicht verbringen wollen.
Zuhause machte mir meine Mutter einen heißen Kakao zum Aufwärmen.
Sie nahm mich auf den Schoß, drückte mich noch mal ganz fest und sagte: „Bitte geh nie wieder alleine in den Wald. Du hast gesehen, wie schnell man sich verlaufen kann!“

Am Montag in der Schule hörten mir alle ganz gespannt zu, als ich meine Geschichte erzählte und schauten mich bewundernd an. Dafür hatte sich das Abenteuer doch gelohnt!