Geschichten aus dem Leben der Beziehungstypen

Das Versprechen

Nach der Schule ging Ben, ein Beziehungstyp-Junge, oft seine Oma besuchen. Er war gern bei ihr, denn sie hatten immer viel Spaß zusammen. Langweilig wurde es nie, da ihr immer etwas einfiel, was sie unternehmen konnten.

Im Frühling interessierte sich Ben plötzlich für Erdbeeren und fragte seine Oma neugierig darüber aus. Ihre Idee war sofort:
„Wie wäre es, wenn wir eigene Erdbeerpflänzchen hätten? Du könntest dann genau beobachten wie sie wachsen. Aus den reifen Früchten können wir später einen leckeren Kuchen backen“.
Ihr Gesicht strahlte, denn Erdbeeren waren ihre Lieblingsfrüchte.

Ben war gleich begeistert und konnte es kaum erwarten. Am nächsten Tag kauften sie zusammen kleine Erdbeerpflanzen. Eifrig half er, diese in die Erde zu setzen. Als sie fertig waren, erklärte ihm seine Oma:
„Jetzt ist es wichtig, dass wir sie regelmäßig gießen, vor allem nach einem sonnigen Tag. Das kann ich abends machen“. Ben nickte zustimmend.

Einige Zeit später wollte seine Oma zwei Wochen in Urlaub fahren. Vor ihrer Abreise fragte sie Ben:
„Achtest du denn auch darauf, dass unsere Erdbeerpflanzen immer genügend Wasser haben?“
Ben, der sich momentan eigentlich schon wieder für etwas ganz anderes interessierte, versprach es ihr. Er hatte seine Oma sehr lieb und wollte ihr gerne helfen. Außerdem befürchtete er, dass sie sonst enttäuscht sein könnte und ihn dann nicht mehr so gern mochte.

Am nächsten Tag nach der Schule erinnerte Bens Mutter ihn daran, dass er ihr versprochen hatte, auf seine kleinere Schwester aufzupassen. Abends fiel ihm dann plötzlich sein Versprechen ein, sich um die Erdbeeren zu kümmern. Aber er tröstete sich:
„Es wird schon nicht so schlimm sein. Wir haben sie ja erst gestern gegossen“.

Am zweiten und dritten Tag ließ er sich von seinen Freunden überreden, mit ins Schwimmbad zu gehen. Wieder fielen ihm erst abends die Erdbeeren ein. Es war ein heißer Tag gewesen und er sollte sie eigentlich dringend gießen. Aber es war schon so spät und er war müde. Und so verschob er es wieder auf den nächsten Nachmittag.

Doch die folgenden Tage verliefen genauso abwechslungsreich. Ständig kam ihm etwas dazwischen. Er war viel zu beschäftigt, um auch noch an die Erdbeeren zu denken. Und mit der Zeit hatte er sein Versprechen fast vergessen.

Zwei Tage bevor seine Oma nach Hause kam, rief sie an. Da fielen ihm die Erdbeeren wieder ein! Sofort raste er auf seinem Fahrrad zu ihrem Haus. Als er die Pflanzen sah, erschrak er sehr. Sie waren alle vertrocknet!
„Oh je“, dachte Ben und wusste nicht, was er nun tun sollte. Er war völlig hilflos. Bestimmt war seine Oma enttäuscht von ihm. Sie freute sich doch so auf die Erdbeeren!

Für Ben war das sehr schlimm, und er hatte ein schlechtes Gewissen. Den ganzen Tag überlegte er, wie er das wieder gut machen könnte. Schnell kaufte er im Supermarkt von seinem Taschengeld einige Körbchen mit Erdbeeren und wartete vor der Haustüre, bis seine Oma kam.

Sie wunderte sich sehr über die gekauften Früchte und sah Bens trauriges Gesicht. Da sie schon ahnte, woran das liegen konnte, lief sie gleich in den Garten. Als sie die vertrockneten Erdbeerpflanzen sah, verstand sie alles. Ben versuchte sich zu entschuldigen und erzählte ihr, dass in den zwei Wochen so viel los war, dass er einfach keine Zeit gefunden hatte um zu gießen. Dabei kullerten ihm Tränen über seine Wangen.

Die Oma nahm Ben in den Arm und sagte:
„Herzlichen Dank für die Erdbeeren. Lieber hätte ich zwar unsere eigenen gepflückt, aber diese hier schmecken bestimmt ebenso köstlich.
Wenn du allerdings das nächste Mal ein Versprechen gibst, dann überlege dir vielleicht erst genau, ob du es auch einhalten kannst. Außerdem hättest du dann dein Taschengeld sparen können.“
Beim letzten Satz huschte ein Lächeln über ihr Gesicht und sie drückte Ben einen dicken Kuss auf die Stirn. Er war sehr erleichtert, dass seine Oma nicht böse war und ihn trotzdem noch lieb hatte.
Gemeinsam gingen sie dann in die Küche und Ben half ihr, einen leckeren Erdbeerkuchen zu backen.